Der Rebenzüchter des JKI tritt offiziell die Nachfolge von Prof. Töpfer an, der im Frühjahr in den Ruhestand verabschiedet wurde
(Siebeldingen) Per Erlass hat das Bundeslandwirtschaftsministerium Dr. Oliver Trapp seit September mit der Leitung des Fachinstituts für Rebenzüchtung des Julius Kühn-Instituts (JKI) beauftragt. Der Weinforscher ist kein Unbekannter am JKI, dem Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen. Seit 2017 leitet er die Arbeitsgruppe für Rebenzüchtung an dem Fachinstitut, das auf dem Geilweilerhof in Siebeldingen angesiedelt ist. Seit Ende 2021 bekleidete er hier auch das Amt des stellvertretenden Institutsleiters. Nachdem der bisherige Leiter Prof. Töpfer mit einem Fachkolloquium im April 2024 in den Ruhestand verabschiedet worden war (PI2024-08), hatte sich Trapp um dessen Nachfolge beworben und nun nach Abschluss des strengen Auswahlverfahrens den Zuschlag erhalten. Das Institut ist eines von 18 Fachinstituten unter dem Dach des JKI und zählt derzeit inklusive des Versuchsfeldes und -weinkeller rund 80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Traditionsstandort Geilweilerhof.
Dr. Oliver Trapp leitet seit September 2024 das Fachinstitut für Rebenzüchtung des JKI am Geilweilerhof in Siebeldingen. © N. Minges/JKI
Wie bereits unter den vorherigen Institutsleitungen bleibt die Züchtung neuer klimaangepasster, krankheitswiderstandsfähiger Rebsorten eine Hauptaufgabe am Institut. „Neue pilzwiderstandsfähige Rebsorten sind das Rückgrat des nachhaltigen Weinbaus. Die PIWI-Sorten der neuesten Generation ermöglichen jetzt bereits 50-80% der Fungizidanwendungen einzusparen“, erklärt Dr. Trapp. Allerdings erhöht der Klimawandel den Druck, denn zu den klassischen Schadorganismen wie Echter und Falscher Mehltau, Reblaus und Traubenwickler gesellen sich nun neue Schadorganismen. So stehen beispielsweise die Amerikanische Rebzikade, das Feuerbakterium (Xylella fastidiosa) oder der Japankäfer schon in den Startlöchern. Durch globale Warenströme gelangen fremde Arten zu uns und können sich bei milderen Wintern und fehlenden natürlichen Gegenspielern deutlich rascher als noch vor 10 Jahren etablieren. „Hinzu kommen Trockenheit, Hitze oder Spätfröste, gegen die die Reben zusätzlich gewappnet werden müssen“, verdeutlicht Trapp den Forschungsbedarf. Begegnen wollen die JKI-Rebenzüchter diesen Herausforderungen, indem sie die in den Genbanken gesammelten genetischen Ressourcen nutzen, um neue Resistenzen gegen alte und neue Schadorganismen zu bestimmen und die komplexe Genetik hinter den Toleranzen gegenüber abiotischen Stressfaktoren zu verstehen.
„Dabei gilt es neue strategische Allianzen zu schmieden und bestehende Kooperationen zu vertiefen“, sagt der neue Institutsleiter, „etwa mit Forschungseinrichtungen in Ländern, die schon länger von Trockenstress betroffen sind.“ Doch auch die Partnerschaften direkt vor der Haustür will er weiter pflegen. So setzt er weiterhin auf Kooperationen zur Genetik und Zuchtmethodik, z.B. mit der Rebenzüchtung der Hochschule Geisenheim. Auch den Ausbau der eigenen Hochdurchsatz-Feldphänotypisierungsplattformen will Trapp gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen vorantreiben. Ziel ist es, diese Plattformen im Rahmen des Rebenzüchtungsprogramms zur automatisierten Datenaufnahme wichtiger Parameter (z.B. Krankheitssymptome oder Erscheinungsbild) zu nutzen. Alle diese Anstrengungen helfen, den sehr langwierigen Zuchtprozess zu beschleunigen. Insgesamt kann die Entwicklung einer neuen Rebsorte bis zu 30 Jahre dauern, denn unter anderem bilden die Rebstöcke erst nach 3 bis 4 Jahren ersten Trauben und um Weinqualität zu erreichen, sind mehrfache Rückkreuzungen erforderlich.
Digitalisierung, Nutzung von KI sind längst wichtige Bausteine, um den Weinbau zukunftsfähig zu machen. So wird die am Standort bewahrte Vielfalt an Rebsorten, Herkünften und Wildarten aus der institutseigenen Genbank mit modernsten Methoden gescreent und evaluiert, denn Zukunft braucht Herkunft. „Diesen Leitsatz beherzigen wir als Fachinstitut, das zum einen die Deutsche Genbank Rebe koordiniert und zum anderen den staatlichen Züchtungsauftrag bis zur neuen Sorte hat, in besonderen Maße“, sagt Oliver Trapp.
Noch ist Dr. Oliver Trapp Institutsleiter m.d.W.d.G.b., das steht für „mit der Wahrnehmung der Geschäfte beauftragt“. Der Zusatz entfällt, sobald die Urkunde vom Bundespräsidenten zur Ernennung vorliegt. Er lebt mit Frau und zwei Kindern in Büchelberg, einem von vier Ortsbezirken der Stadt Wörth am Rhein.
Hintergrund zum wissenschaftlichen Werdegang:
Dr. Oliver Trapp ist Jahrgang 1983 und stammt aus dem kleinen Lauf (Baden), wo übrigens Deutschlands älteste Weinpresse, genannt Trotte, steht. Er hat am örtlichen Gymnasium in Achern, einer Stadt im Westen Baden-Württembergs, in der Region um Baden-Baden sein Abitur gemacht. Zum Biologiestudium ging er an die Universität Karlsruhe und promovierte 2013 am Botanischen Institut II des Karlsruher Institut für Technologie (KIT) bei Prof. Dr. Holger Puchta. Hier untersuchte er die Rolle eines aus der Krebsmedizin bekannten Tumorsupressor-Gens (BRCA1) bei der DNA-Reparatur in Pflanzen. Als Projektmitarbeiter und Post-Doc blieb Trapp noch bis 2016 am KIT tätig (am Botanischen Institut II für Molekularbiologie und Biochemie der Pflanzen). Dann wechselte er von Karlsruhe nach Siebeldingen an das Julius Kühn-Institut.
Gremientätigkeiten und Mitgliedschaften (eine Auswahl):
- Federführender des Arbeitskreises Rebenzüchtung Forschungsring des Deutschen Weinbaus (FDW)
- Vorsitz der Abteilung Reben des Bundes Deutscher Pflanzenzüchter (BDP)
- Berufenes Mitglied des Bundesausschusses für Weinforschung (BfW)
- Experte der Internationalen Organisation für Rebe und Wein (OIV) in der Abteilung SUSTAIN und Delegierter der Abteilung GENET
- Vorsitzender des Deutschen Rebenzüchtervereins e.V.
Kontakt:
Dr. Oliver Trapp
Julius Kühn-Institut, Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen
Institut für Rebenzüchtung
Geilweilerhof, 76833 Siebeldingen
E-Mail:
Tel. 06345/41-0 (Institutssekretariat)